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„Fenster für die Cheopspyramide.“
Licht denken und licht denken – wer baut, muss beides können. Acht Fragen an Lukas Rungger von noa* network of architecture in Südtirol.
„Fenster für die Cheopspyramide.“
„Fenster für die Cheopspyramide.“
Finstral Magazin F_03
Framing Light: 164 Seiten Gespräche, Essays und Meinungen zu Themen aus dem Großraum Architektur.
Der Südtiroler Fensterhersteller Finstral sucht den Dialog, initiiert Gespräche und diskutiert relevante Themen aus dem Großraum Architektur. Für die dritte Ausgabe des Finstral Magazins F_03 haben wir acht Fragen an Architektinnen und Architekten aus ganz Europa gestellt. Lesen Sie hier die Antworten von Lukas Rungger.

1. Wie denken Sie als Architektin/als Architekt über Licht?
Lukas Rungger: Wir befassen uns mit den diversen Artikulierungen und dem Verhalten von Licht: Licht brechen, streuen, lenken, leiten und begleiten. Wir wollen verstehen, wie sich das Licht verändert, welche Wirkungen und Quellen es hat, wie es Räume prägt und zu erfahrenem Licht wird. Licht ist ein grundlegendes Element bei der Gestaltung eines jeden Raums: Man denke nur an die Werke von James Turrell oder an die Natur, zum Beispiel an die Wirkung, die die Sonne auf einem Sonnenblumenfeld hat. Das Licht ist der Filter zwischen Sicht- und Privatsphäre. Le Corbusier bringt es auf den Punkt: „Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.“

2. Wie planen Sie Tageslicht?

Wir simulieren Lichtverläufe und unterschiedliche Lichtquellen mit Programmen, mit diversen Intensitäten, Einstrahlwinkeln, mehrfachen Lichteinflüssen. Licht steht immer im Zusammenhang mit diversen Filtern wie Löchern, Öffnungen, Materialien, Fenstern, Türen, Oberlichtern, ... Licht wird dabei zum immateriellen Raum im Raum. Ein Experiment, das dem statischen Raum eine fragile Dynamik juxtapositioniert.

3. Wie nutzen Sie das Fenster als architektonisches Gestaltungselement?
Als Puffer zwischen innen und außen, kalt und warm, oben und unten, trocken und nass. Sehr oft wird dabei das Fenster konzeptionell neu interpretiert und kontextuell umgesetzt. Inhaltliche Weiterentwicklung der Begrifflichkeit und das Verschieben bzw. Erweitern funktionaler Grenzen des „Fensters“... Spannend ist, wie ein Fenster sich im Wechselspiel mit dem einfallenden Licht und seinen Quellen als Aktion zur Gegenaktion auswirkt. Dass z. B. zweidimensionale Öffnungen zu dreidimensionalen Lichträumen mit vierdimensionalen Überlagerungen werden.

4. Welches (bekannte) bestehende Gebäude würden Sie gerne wie umnutzen oder erweitern?
Fenster in die Cheopspyramide einbauen und so vom Totenraum in einen Lebensraum verwandeln.

5. Bauen ist ein Dickicht aus unzähligen Vorgaben und teils veralteten Abläufen: Was würden Sie ändern? Und wie?
Bauordnung abschaffen.

6. Architektur ist gebaute Realität. Welche gesellschaftliche und politische Verantwortung haben Architektinnen und Architekten heute?
Grundhaltung für gesellschaftlichen und baukulturellen Mehrwert, das nachhaltige Planen und Bauen in eine nachhaltige Vision des Lebens zu übertragen ...

7. Mit wem würden Sie gerne einen (Architektur-)Diskurs führen – und zu welchem Thema?
A) Mit führenden Architekten über das (abrupte radikale) „Ende der Architektur“.
B) Mit führenden Kreativen (keine Architekten) über die Schnittmengen interdisziplinärer kreativer Bereiche.

8. Mit welcher These eröffnen Sie diesen Diskurs?
Zu A): What if it really happened over night?
Zu B): What is it that you always wanted to work on with an architect but never had the chance to do so far?

Vor 11 Jahren in Bozen gegründet und seit 2018 mit Zweigstelle in Berlin, zahlreiche Auszeichnungen. Noa* versteht sich nicht als klassisches Architekturbüro, sondern als internationales und interdisziplinäres Netzwerk, das sich je nach Projekt neu formiert und mit externen Profis zusammenarbeitet. Das Spektrum ist weit gefasst, von Architektur, über Design, Interior Design bis zu Produkt-, Mode- oder Grafikdesign. Kennengelernt haben sich die Gründer Lukas Rungger und Stefan Rier während ihrer Zeit bei dem Architekten und Designer Matteo Thun in Mailand.
Porträt Stefan Rier und Lukas Rungger: © Mads Mogensen
noa.network

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