Im Fensterbau bestimmen die Materialien Kunststoff, Aluminium und Holz die Rahmengestaltung. Allerdings bleiben die Kombinationsvarianten oft begrenzt. Finstral hat sein Sortiment dagegen schon lange so konsequent modular aufgebaut, dass bei der Fenster-Konfiguration nahezu alles mit allem zusammenpasst. Und nun kommen noch die neu entwickelten Blenden „Inlay“ dazu: Dank dieser Intarsien lassen sich die Finstral-Rahmen auf der Innenseite zusätzlich mit Edelholz-, Metall- oder Keramik-Spielarten ausstatten – und zwar tatsächlich ohne irgendeine Einschränkung bei der Auswahl anderer Funktionen und Merkmale. So können Fenster noch vielfältiger und individueller die Gestaltung von Innenräumen prägen. Wir erzählen die Geschichte der Inlay-Entwicklung.
Wer den Finstral-Hauptsitz besucht, in Unterinn in Südtirol gelegen, 1.000 Meter hoch auf dem Ritten: der staunt über die spektakuläre Aussicht und den Weitblick in die Berge. Kein Wunder vielleicht, überlegt man sich dann, dass gerade hier neue Ideen entstehen – auch mal kühn und hoch hinaus. Gleichzeitig versteht man schon nach den ersten Gesprächen im Familienunternehmen Finstral schnell: Hier besteht bei niemandem die Gefahr, dabei abzuschweifen und abzuheben. Für diese Südtiroler, so scheint es, wurde der Begriff „bodenständig“ erfunden. Ungewöhnlich denken, doch dabei realistisch bleiben: Es ist diese Kombination, durch die eine Lösung wie die Rahmenblende Inlay denkbar und dann auch machbar wird.
In diesem Fall begann alles mit einem Südtiroler Studenten, der in den Praxisphasen seines dualen Studiums für Bauwesen- und Fassadentechnik an der DHBW Mosbach sozusagen nach Hause kam – zu Finstral. Dort durchlief Alex Ploner alle Gewerke des Unternehmens: „Ich wurde zum Beispiel bei der Profilextrusion eingesetzt, in der Isolierglas-Fertigung“, erinnert sich der heute 24-Jährige. „Und natürlich bei der Fenster-Montage.“ Am Hauptsitz in Unterinn wechselte er von Büro zu Büro – und landete schließlich in der Systemtechnik, wo die grundlegenden Konstruktionsfragen der Fenster-Entwicklung bearbeitet werden. Genau dort bekam Alex Ploner dann die Chance, sich im Rahmen seiner Abschlussarbeit ab Juni 2020 mit einer umfangreichen und anspruchsvollen Problemstellung zu beschäftigen.
„Ich sollte den bereits bestehenden modularen Baukasten weiterentwickeln – in Bezug auf Funktion und auf Ästhetik“, so beschreibt Ploner ganz nüchtern das von den Chefs bei Finstral gestellte Thema. Baukasten? Klingt spielerisch und einfach, war in diesem Fall aber: oho. „Wir arbeiten tatsächlich schon lange daran, unser Sortiment konsequent auf Modularität auszurichten“, bestätigt Joachim Oberrauch, der für die Produktentwicklung zuständige Mitinhaber und Geschäftsleiter von Finstral. „Farben, Materialien, Rahmenform, Bedienkomfort: Das Ziel ist es, dass bei der Konfiguration eines Finstral-Fensters möglichst immer alles mit allem geht. Und wir waren auf diesem Weg schon ganz schön weit, als Alex damit angefangen hat, sich den Kopf zu zerbrechen.“ Oberrauch grinst: „Aber er sollte es ja auch nicht zu leicht haben.“
Innerhalb von vier Monaten verfolgte Alex Ploner verschiedene Ansätze, um die Stärken der Modularität weiter auszunutzen und auszubauen. In funktionaler Hinsicht entwickelte er Vorschläge in den Bereichen Einbruchsicherheit, Brandschutz – und sogar zur Durchschusshemmung. Für die Ästhetik nahm er sich vor, die bei Finstral sowieso schon große Materialvielfalt aus Kunststoff-, Aluminium- und Holzvarianten noch größer zu machen, ja geradezu zu potenzieren. „Ich habe überlegt, ob und wie sich möglichst unterschiedliche Materialien am bestehenden Rahmenprofil zusätzlich verbauen lassen – und zwar mit so wenig Bearbeitungsaufwand wie möglich.“ Irgendwann kam ihm dann die im wahrsten Sinne passgenaue Lösung: „Wie wäre es, wenn wir als zusätzliches Innenmodul ein Trägerprofil aus Aluminium verwenden – in das wir dann einfach nur Material-Streifen einlegen? Egal ob fräsbar oder nicht, verformbar oder nicht: Jedes Material wäre vorstellbar und verschafft dem Fenster einen ganz neuen Look – ohne seine Funktion oder Ausstattung zu beeinflussen.“
Beim regelmäßigen Austausch zwischen Ploner, seinem direkten Chef Franz Gufler und Joachim Oberrauch wurde schnell entschieden: Dieser Intarsien-Ansatz wird weiterverfolgt. Mit dem 3D-Drucker stellte der damalige Bachelor-Student ein erstes Halteprofil her, in das sich nun bereits bei Finstral vorhandene, aber auch ganz andere Materialien in genormter Breite einlegen ließen. Edelhölzer, Metalle, sogar Keramik … der Effekt: Wow. „Uns hat einfach sofort der offensichtliche Vorteil überzeugt“, betont auch Franz Gufler ganz sachlich. „Mit geringem Aufwand in der Entwicklung und Produktion können wir optisch ganz neue Fenster herstellen.“ Genau das ist ja der Clou der Modularität: die Vielfalt zu maximieren – und gleichzeitig die Komplexität zu minimieren, auf jeden Fall beherrschbar zu machen. „Natürlich steckte auch in diesem Fall, wie eigentlich immer, der Teufel im Detail“, so Franz Gufler. „Gerade was die konkreten Produktionsbedingungen betrifft, musste in der Bachelor-Arbeit und danach noch vieles geklärt werden. Aber das ist gelungen, und das hat sich gelohnt.“
Nach dreijähriger Entwicklung kommt Finstral-Inlay nun auf den Markt. Kunden wählen für die Fenster-Innenseite aus fünf Edelholz-, fünf Metall- und zwölf Keramik-Intarsien und entscheiden sich beim Trägerprofil für eine der über 250 bei Finstral verfügbaren Aluminium-Farben. „Und das ohne jede Einschränkung bei der Auswahl anderer Merkmale: ob Rahmenform, Verschattung oder Einbruchschutz“, unterstreicht Franz Gufler noch einmal. „Inlay ist für zweiflügelige Fenster genauso verfügbar wie für Schiebetüren. Es ist sogar möglich, den Blendrahmen mit einer anderen Inlay-Variante auszustatten als den Flügelrahmen!“ Und Joachim Oberrauch ergänzt: „Mit Inlay schaffen wir für Innenarchitekten und Interior-Designer noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten – so wie das bei Möbeln üblich ist. So lassen sich von Raum zu Raum oder auch bei einzelnen Fenstern noch gezielter Akzente setzen.“ Alex Ploner spezifiziert: „Alle ästhetischen Module innen und außen haben insgesamt die milliardenhohe Anzahl von 41.594.475.000 Kombinationsmöglichkeiten von Material, Farbe und Flügelform.“
Und Alex Ploner, der die Inlay-Entwicklung entscheidend mitgeprägt hat? Für seine Bachelor-Arbeit bekam er eine hervorragende Note – „wobei ich ihn etwas strenger bewertet habe als sein Professor“, sagt Joachim Oberrauch und grinst schon wieder. Eingestellt wurde Alex natürlich trotzdem: Damit er als Mitarbeiter in der Systemtechnik und an einem Arbeitsplatz mit Weitblick weiter an der Vervielfältigung der Vielfalt knobeln kann. Schließlich hat er während seines Studiums gelernt: Von der großen Freiheit träumen viele. Sie zu realisieren, ist die wirklich große – und sehr faszinierende – Aufgabe.